Real- und Finanzwirtschaft

Finanz- und Realwirtschaft

17.02.2022

  • Der Finanzsektor durchdringt weltweit mehr und mehr Bereiche des täglichen Lebens. Statt Gewinne in den Unternehmen zu reinvestieren, werden diese immer häufiger ausgeschüttet.
  • Als produktiver Teil der Gesellschaft hat der Finanzsektor eigentlich eine wichtige Rolle. Er finanziert wichtige Investitionen der Zukunft, übernimmt Risiken und bietet Anleger*innen Sparmöglichkeiten.
  • Finanzwende Recherche schaut genau hin, welche Auswirkungen der immer größere Einfluss der Finanzbranche hat.

Es braucht Finanzunternehmen für eine starke Wirtschaft. Sie fungieren als Risikonehmer*in oder ermöglichen Investitionen. Doch die Entwicklung der Finanzmärkte hat sich in großen Teilen von der realen Wirtschaft abgekoppelt. So haben trotz massivem Wirtschaftseinbruch durch die Corona-Krise viele Finanzakteur*innen in den Jahren 2020 und 2021 sogar von der Krise profitiert. Seit Jahren wächst die Finanzbranche schneller als der Rest der Wirtschaft.

Viele Aktivitäten eines zunehmend aufgeblähten Finanzsektors sind weder gut für die Wirtschaft noch für die Gesellschaft. Oft dient der Finanzsektor tatsächlich nunmehr dem Abschöpfen von Wohlstand aus der Wirtschaft – der Private-Equity-Sektor ist an vielen Stellen ein eindrucksvolles Beispiel dafür. Außerdem finden viele Finanzgeschäfte ausschließlich innerhalb des Finanzsektors statt, ohne Nutzen für die reale Wirtschaft.

Finanzwende Recherche hat Videos und Studien veröffentlicht, die den Einfluss des Finanzsektors auf die Realwirtschaft genauer unter die Lupe genommen haben. Durch Verbesserungsvorschläge zeigen wir Optionen auf, wie problematische Entwicklungen gestoppt werden könnten.

Den Finanzsektor verkleinern

Der europäische Finanzsektor ist im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung heute doppelt so groß wie vor 20 Jahren. Unsere Studie zeigt, wo ein aufgeblähter Finanzsektor der europäischen Wirtschaft und Gesellschaft schadet, indem er verstärkt Mehrwert abschöpft, der anderswo geschaffen wurde.

Mehr Finanzmarkt führt nicht automatisch zu mehr Wohlstand, wie oft behauptet wird. Tatsächlich sorgen Finanzmarktakteur*innen immer wieder für Instabilität sowie wiederkehrende Krisen, heizen mit fossilen Investments die Klimakrise an und verschärfen die wachsende Ungleichheit. Wenn der ganze Finanzsektor wieder stärker in den Dienst der Realwirtschaft und der Gesellschaft gestellt werden soll, sollte er strenger reguliert werden als heute.

Private-Equity-Fonds auf Einkaufstour

Immer öfter investieren Geldgeber*innen in Bereiche der Daseinsfürsorge. Im Rahmen des Private-Equity-Berichts hat sich Finanzwende Recherche angeschaut, wie Private-Equity-Investor*innen im Pflegebereich agieren.

Private-Equity-Firmen sind Unternehmen, die Gelder von Dritten in einem Fonds bündeln – zum Beispiel von Pensionsfonds oder vermögenden Privatpersonen. Diese Gelder legen sie mit dem Versprechen hoher Renditen an. Um diese hohen Renditen zu erreichen, verwenden sie verschiedene Tricks – mit erheblichen Folgen für das deutsche Pflegesystem. Auch verändert sich durch den Einstieg der Investor*nnen oftmals die bisherige Logik im Pflegesektor. Es geht immer weniger um das Wohl der Patient*innen.

Gewinne auf Kosten der Allgemeinheit

Wie Unternehmen Aktionärsinteressen statt die Interessen der gesamten Gesellschaft bedienen, zeigen Finanzwende Recherche und Oxfam Deutschland in diesem Bericht. Die Ausschüttungspolitik und Vergütungsstrukturen der untersuchten Unternehmen führen zum Beispiel dazu, dass klimafreundliche Investitionen ausbleiben und die soziale Ungleichheit verschärft wird. Im Bericht finden sich Ansätze, wie den Fehlanreizen entgegengewirkt werden könnte. Dazu zählt die Begrenzung von Ausschüttungen oder ein stärkerer Einbezug von anderen Interessensgruppen.

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