Finanzberatung

Finanzkonzern MLP

01.02.2021

  • MLP ist ein Finanzkonzern, der auf Provisionsbasis Finanzverträge unter anderem an Studierende vermittelt.
  • Für seine Vermittlungsmethoden an junge Menschen steht das Unternehmen seit Jahren in der Kritik.
  • In Kooperation mit Universitäten bietet MLP kostenlose Seminare an (zum Beispiel Bewerbungstrainings), die jedoch zur Kontaktanbahnung und am Ende zum Verkauf von Finanzprodukten dienen.

Wer ist MLP?

MLP ist ein Finanzkonzern mit Sitz in Wiesloch in Baden-Württemberg. Eines der Hauptgeschäftsfelder des Unternehmens ist die Vermittlung von Geldanlage- und Risikomanagement-Produkten an Akademiker*innen sowie die Vermögensverwaltung. Darunter fallen hauptsächlich Produkte wie Lebens- und Rentenversicherungen, Sachversicherungen, sowie Immobilien- und Praxisfinanzierungen. MLP steht nach Provisionserlösen an zweiter Stelle der größten Finanzvermittler*innen Deutschlands.

Für die Vermittlung von Finanzprodukten erhält MLP eine Provision für jeden abgeschlossenen Vertrag. Vertrieben werden die Produkte über fast 2000 Verkäufer*innen, welche zwar einem MLP-Büro zugeordnet sind, aber eigentlich freie Handelsvertreter*innen sind. Umworben werden auch schon Studierende.

Die fragwürdigen MLP-„Lehrveranstaltungen“ an Unis

Um junge Menschen zu erreichen, tritt MLP sowohl online als auch offline in Erscheinung. Auf der einen Seite nutzt das Unternehmen ein Online-Netzwerk rund um die Webseite Hochschulinitiative Deutschland. Lange Zeit war die Hochschulinitiative Deutschland als laut Satzung gemeinnütziger Verein organisiert und ein Bezug zu MLP nicht direkt erkennbar. Die Bürgerbewegung Finanzwende hat dies kritisiert.

Mittlerweile hat die Hochschulinitiative Deutschland ihren rechtlichen Status in eine GmbH geändert und kennzeichnet einige Kurse als MLP-Angebote.

Auf der anderen Seite unterhält MLP deutschlandweit Kooperationen mit Hochschulen. Mit sogenannten Hochschulteams, also eigens für die „Zielgruppe Studierende“ geschulte Finanzvermittler*innen, ist MLP in zahlreichen Hochschulstädten vertreten. Die Kooperationen fallen unterschiedlich stark aus. Oft ist MLP aber direkt auf dem Campus aktiv und bietet auch hier spezielle MLP-Kurse wie Bewerbungstrainings oder Excel-Kurse an. Die Kurse dienen MLP zur Kontaktaufnahme und zur Anbahnung eines Verkaufsgesprächs, in welchem dann auf Provisionsbasis versucht wird, Finanzprodukte zu verkaufen.

Mit dem Kurzreport „Das System MLP“ hat Finanzwende Recherche aufgezeigt, wie sich das Wieslocher Unternehmen über Karrierezentren, Institute und Fachschaften Zugang zu Studierenden verschafft und sie so in Verkaufsgespräche lockt. Die Karrierezentren der Universitäten gelten schon länger als beliebtes Einfallstor für MLP. Wenn der Finanzvertrieb aber dort auf ein „Nein“ trifft, versucht er es weiter an Instituten und bei Fachschaften. Wie MLP zum Beispiel ganz konkret die Goethe-Universität Frankfurt als Verkaufsplattform nutzt, lesen Sie hier.

Lukratives Hochschulgeschäft für MLP

Für MLP ist der provisionsbasierte Verkauf an Studierende ein lukratives Geschäft. Das Unternehmen und seine Vermittler*innen verdienen Provisionszahlungen und andere Abschlusskosten. Außerdem ermöglichen Vertragsabschlüsse mit jungen Menschen sehr lange Vertragslaufzeiten und somit, im besten Fall, höhere und jahrzehntelange Gewinne für MLP. Nicht zuletzt sind Studierende die Akademiker*innen von morgen – mit entsprechenden Gehaltsaussichten.

Gegenüber seinen Geldgeber*innen spricht das Aktienunternehmen offen vom lukrativen Geschäftsmodell der provisionsorientierten Finanzvermittlung an Studierende. Bei einer Analystenkonferenz im Frühjahr 2020 gibt MLP an, dass das Hochschulgeschäft knapp 15 Prozent des Gesamterlöses ausmache (was 2019 etwa 106 Mio. Euro entsprach). MLP hat im März 2020 angekündigt, bis Ende 2022 seine Beraterzahl an Unis fast zu verdoppeln, und zwar von aktuell 330 auf 500 bis 600.

Wieso das provisionsbasierte Vertriebsmodell kritisch ist

Da MLP-Vermittler*innen für jedes verkaufte Produkt eine Provision erhalten, steht bei der Vermittlung häufig nicht der Bedarf der Studierenden im Fokus, sondern auch die Provision oder eine bestimmte Produktauswahl.

Ganz grundsätzlich sind die meisten Menschen bei Finanzprodukten auf neutrale Beratung angewiesen, weil es viele komplizierte, unrentable und riskante Produkte gibt. Provisionen, die den Verkauf von Produkten belohnen, können aber falsche Anreize setzen und führen immer wieder dazu, dass Verbraucher*innen nicht die Finanzprodukte kaufen, die geeignet für sie sind, sondern diejenigen, die wegen hoher Provisionen rentabel für die Verkäufer*innen sind.

Studierende sind besonders anfällig für diesen Fehlanreiz teuer zu bezahlen. In ihrem Leben haben sich nur wenige ausgiebig mit Finanzprodukten auseinandergesetzt. Und nicht zuletzt vermittelt der Kontext der Universität Vertrauen und Seriosität. Die Niederlande und Großbritannien haben derartigen Praktiken sogar ganz einen Riegel vorgeschoben. Dort gilt ein Provisionsverbot.

Mehr zum provisionsbasierten Vertriebsmodell von Finanzprodukten lesen Sie hier.

Mehr zum Thema

Verbraucherschutz

Verbraucherschutz

Am Finanzmarkt gibt es zwischen Verbraucher*innen und Anbieter*innen strukturelle Ungleichheiten, vielfach zum Nachteil von Verbraucher*innen. Finanzieller Verbraucherschutz arbeitet dafür, das schiefe Spielfeld geradezurücken. Finanzwende Recherche veröffentlicht Studien, macht Vorschläge für fairere Regelungen und klärt Verbraucher*innen auf.

Riester-Rente

Riester-Rente

​Die Riester-Rente ist eine staatlich geförderte, aber privat finanzierte Altersvorsorge. 16,4 Millionen Riester-Verträge haben die Deutschen bislang abgeschlossen.

Basiskonto

Basiskonto

Das Basiskonto soll den Kontozugang für alle Bürger*innen gewährleisten. Vor fünf Jahren wurde die gesetzliche Einführung des Basiskontos verkündet. Doch heute existiert der Anspruch auf ein Konto mitunter nur noch auf dem Papier, denn Banken können auch weiterhin an der Gebührenschraube drehen.

Bankgebühren

Kalkulierte Kreativität: Bankgebühren

​Banken und Sparkassen benötigen die ausdrückliche Zustimmung ihrer Kund*innen für Gebührenänderungen und müssen auch rückwirkend Gebühren erstatten. Manche Banken und Sparkassen finden allerdings kreative Wege bei der Umsetzung der neuen Rechtslage – häufig zum Nachteil der Kund*innen.

Verbraucherschutz

Minikredite: Frech gewinnt

Wer Minikredite sucht, ist oft in finanzieller Not und ohne Alternativen. Anbieter*innen wissen das und weisen mitunter mehr als 1.500 Prozent Zinsen aus. Wie das sein kann? Bei Minikrediten ist der Verbraucherschutz besonders schlecht und viele Anbieter*innen sind rechtlich kaum zu greifen.